Weinbau in Gräfenhausen
Der Burgunder in Gräfenhausen
Mönche aus dem nahe gelegenen Zisterzienser-Kloster Eußerthal brachten die Burgunderreben nach Gräfenhausen. Die Legende erzählt, dass die Mönche die Reben aus dem Burgund in einer Orgelpfeife über die Grenze gebracht haben. Damals war es in der Heimat des Burgunders verboten - sogar unter Androhung der Todesstrafe - die Reben außer Landes zu bringen. Die im Weinbau kundigen Mönche unterwiesen die Gräfenhausener Bauern in der Pflege der Reben und in der Herstellung des Weins.
In Gräfenhausen, wie in der übrigen Pfalz, prägte Jahrhunderte der Kammertbau das Landschaftsbild. Darunter verstand man eine niedere Laubenerziehung mit Längs- und Querbalken. Das widerstandsfähige Kastanienholz aus den umliegenden Wäldern war zum Herstellen der Kammertbau-Anlagen besonders gut geeignet. Das Aufkommen neuer Arbeitstechniken und neueren billigeren Materialien, wie Draht und Kunststoffpfählen, verdrängte jedoch das Kastanienholz vom Markt.
Der Gräfenhausener Edelburgunder zählte um 1900 zu den besten Rotweinen der Pfalz. So soll es auf den beiden HAPAG - Lloyd Dampfern „Europa“ und „Bremen“ der Deutsch - Amerika - Linie, die im Juli 1928 zur Jungfernfahrt ausliefen, eine Weinkarte gegeben haben, die nur 2 Rotweine aufwies: „Gräfenhausener Spätburgunder“ und „Bad Dürkheimer Feuerberg“. Überlieferungen zufolge soll sogar Anfang des 20. Jahrhunderts der Gräfenhausener Spätburgunder in Apotheken als Medizinwein zu 2,25 Goldmark je Liter verkauft worden sein.
Seit Mitte der 1950er Jahre war in Gräfenhausen ein stetiger Rückgang der Weinbaufläche zu verzeichnen. Die Gründe hierfür waren vielseitig: Viele Weinbergsbesitzer verdienten sich ihr Brot in den umliegenden Betrieben. Die Arbeiten in den Weinbergen wurden bis auf wenige Ausnahmen nach Feierabend und an den Wochenenden erledigt. Der erzielte Erlös stand in keinem Verhältnis zu der anstrengenden Handarbeit in den steileren Hanglagen. Nach und nach wurden immer mehr Parzellen von ihren Besitzern aufgegeben. Der Weinbau konzentrierte sich immer mehr auf die Lagen „das Brett“ und „Ober dem Dernbacherweg“.
Zur Zeit teilen sich zwei Winzer die vorhandene Anbaufläche von zirka fünf Hektar. Der größte Teil hiervon bewirtschaftet das Weingut Schneider, das schon in der fünften Generation in Gräfenhausen Weinbau betreibt.
Die Lage
Die westlichste Weinanbaugemeinde der Pfalz liegt durch die Natur sehr begünstigt in einem Talkessel: Zum Osten hin öffnet sich das Tal zum Rheingraben, wodurch Wärme einströmen kann. Im Westen hingegen wird das Dorf von den Hausbergen Kammstein und Kehrenkopf geschützt. So werden die kalten Westwinde abgehalten und die Wärme bleibt im Tal.
Der Boden
Die Weinberge in Gräfenhausen wachsen auf "Rotliegendem", einem häufig kalkhaltigem Boden mit einem hohen Nährstoffangebot, einer ausreichenden Wasserversorgung und einer guten Erwärmbarkeit. Das warme Klima begünstigt einen frühen Austrieb. Weine, die mit diesem Untergrund gewachsen sind, zeigen sich häufig facettenreich und elegant mit einem ausgewogenen Süße-Säure-Verhältnis.
Der Spätburgunder - Ein Klassiker für gehobene Ansprüche
Laut des Deutschen Weininstituts verkörpert der Spätburgunder unter den Rotweinen das, was der Riesling qualitativ für die Weißweine bedeutet: Einen Wein für gehobene Ansprüche. Mehr als zehn Prozent der deutschen Rebfläche ist mit Spätburgunder bestockt, davon stehen 1.600 ha in der Pfalz. Der Spätburgunder stellt hohe Ansprüche an Klima und Boden und verlangt viel Sorgfalt. Doch die Arbeit lohnt sich: Heraus kommt ein vollmundiger samtiger Wein mit dem Duft von Vanille und roten Früchten, wie Erdbeere, Himbeere, Kirsche, Brombeere oder schwarze Johannisbeere. Der Spätburgunder Rotwein ist ein idealer Begleiter für die kühlere Jahreszeit. Seine optimale Trinktemperatur liegt bei 16-18° C. Kräftige Spätburgunder schmecken besonders gut zu Braten oder Wild oder auch einer Käseplatte.
Goldener Weinberg
Im Rahmen der 825-Jahr-Feier des Burgunderdorfes Gräfenhausen 2014 entstand ein Kunstwerk des ortsansässigen Künstlers Karl-Heinz Zwick. Die Installation steht nun als Dauerleihgabe des Landkreises SÜW und der Landrätin Theresia Riedmaier in Gräfenhausen an den Wanderwegen Weinsteig/Mönchsweg/Burgunderweg. Der "Goldene Weinberg" besteht aus 4 ehemaligen Sandstein-Wingertssteinen und 9 alten Rebstöcken, die mit einer Goldmetallauflage patiniert wurden.
Zur Beschreibung des Objektes:
Der Weinberg ist die Geburtsstätte des Weines. Seine Topographie, sein Terroir, mit all seinen zugehörigen Facetten, bestimmen den Charakter und die Einzigartigkeit seiner Weine. Weinberge sind kulturell wertvolle Landschaftsräume und in ihren Spitzenlagen Monumente der Weinkultur. „Diesen natürlich-skulpturalen Monumenten ein künstlerisches Denkmal zu setzen beabsichtigt das Projekt "Goldener Weinberg", so Künstler Zwick.